Stephan Öhrlein
Im Anfang war die Psychologie. Ich kann mich erinnern, dass ich als junger Mensch recht kopflos herumirrte und plötzlich Texte des Psychologen Sigmund Freud las und damit auf einmal erklären konnte, warum ich manchmal Dinge tat, von denen ich glaubte, dass ich sie gar nicht tun will: Das Unbewusste – so sagte mir Meister Freud – herrscht in mir! Aber das Unbewusste – so wieder Freud – ist beherrscht von den angeborenen Lebens- und Todestrieben und das gefiel mir gar nicht. Sollte etwas in mir mich ohne mein Wissen zum Tode treiben? Ein anderer Psychologe, C. G. Jung, behauptete gegen Freud, dass die Erfahrungen der ganzen vorherigen Menschheit im Unbewussten „lagern“. Demnach tue ich unbewusst also etwas, weil sich „Stimmen“ von vorherigen Menschen in mir melden. Spannend. So bemerkte ich, dass es verschiedene Modelle gibt, um die Wirklichkeit zu erklären und mutig geworden erklärte ich seitdem munter mit.
Welches Modell z.B. ist besser, wenn es darum geht, das Miteinander-Leben zu verstehen und zu ordnen?
Und dies ist im Grunde für mich Philosophie: Nachdenken über die Wirklichkeit, Verstehensmodelle kennen lernen, entwerfen, testen und dann die Modelle heraussuchen, die den Menschen und den anderen Lebewesen und Dingen zu einer guten, vielleicht sogar glücklichen Existenz verhelfen.