Die Memorial Reise, „Gedächtnisweg“, welche vom 10. bis zum 13. April stattfand, war eine Erkundungstour in und um Lyon. In dieser Umgebung wurden unterschiedliche Erinnerungsstädten besucht. Drei Tage bekamen Schüler des GSG und einer Schule aus Saargemünd die Chance, die Spuren der Résistance zu erkunden und Frankreich besser kennenzulernen.
Unsere erste Etappe lag abgelegen auf einem Berg. Das Haus von Izieu, in welchem 1944 ein junges Ehepaar 44 jüdische Kinder im Alter von vier bis siebzehn Jahren mehrmonatigen Unterschlupf vor den Nationalsozialisten bot. Noch im selben Jahr wurden sie allerdings entdeckt und nach Ausschwitz verschleppt.
Nach unserer Ankunft wurden wir mit einem französischen Guide durch das Haus geführt. Die restaurierten Zimmer erinnerten an ein Bilderbuch, welches auf jedes einzelne Kind, seine Person und seine Eigenschaften aufmerksam machte. 44 Koffer, gefüllt mit Büchern, Puppen, und Spielzeug waren in den verschiedenen Räumen verteilt. Die Kinder hatten damals einen kleinen Klassenraum, in dem sie von Erwachsenen unterrichtet wurden. Eigentlich diente dieser Raum weniger dem Lernen an sich, als dem Gefühl eines normalen Lebens. Als die Führung zu Ende war, folgte eine Zeremonie, in welcher der Kinder mit Reden, Fahnen, Blumen und Musik gedacht wurde.
Der zweite Tag begann mit dem Besuch des Museums für Widerstand in Vercors, das nach dem Krieg von einem Widerstandskämpfer, welcher vor Ort tätig war, errichtet wurde. Dort wurden uns in einem 30-minütigen Vortrag Informationen über die Geschichte des Dorfes und der einzelnen wichtigen Personen gegeben. Anhand des Anschauungsmaterials zeigte uns die Führerin, wie das Leben als Widerstandskämpfer in den Bergen war. Wir bekamen Einblicke in die Sicht der französischen Bevölkerung und deren Leben mitten im Krieg.
Danach besuchten wir ein Kriegsdenkmal für im Krieg gefallene Soldaten.
Die nächste Station war ein Museum bei Vassieux, welches in einen Berg hineingebaut ist. Die Führung dort beinhaltete Details zur Kriegsplanung in dem umliegenden Gebiet, wie zum Beispiel Bombenangriffe, allerdings auch über Nester der Réistancekämpfer. Die verschiedenen Räume waren sehr stimmungsvoll eingerichtet, wie zum Bespiel der erste, welcher nur spärlich belichtet war und mit Lautsprechern, die Geräusche von sich gaben, ausgestattet war. Von der Decke hingen Flugblätter und der Raum wurde von einer Art Zaun getrennt, welcher immer weiter zusammen ging, bis er zu einer Mauer wurde.
Am dritten und letzten Tag besuchten wir das centre de la résistance et de la déportation in Lyon. Dort wurde uns ein Überblick über Frankreich in der Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben. Wir hatten dort außerdem die Möglichkeit, einen Einblick in das tägliche Leben der Franzosen, der Gefangenen im KZ und der Widerstandskämpfer zu bekommen.
Die letzte Etappe war das ehemalige Gefängnis von Lyon, in welchem nicht nur Straftäter, sondern auch jüdische Gefangene festgehalten wurden. Diese sind auch von den anderen Gefangenen getrennt untergekommen, allerdings verweilte keiner der Gefangenen dort allzu lange, da dieses Gefängnis einer der wenigen Stopps auf dem Weg in ein Konzentrationslager war. Die Lebensbedingungen dort waren schrecklich. Einmal die Woche hatte man die Möglichkeit für eine Katzenwäsche, die Versorgung bestand aus wenig Wasser und Brot und die vier Quadratmeter große Zelle musste man sich teilweise mit acht weiteren Personen teilen. Zum Gedenken an die Gefangenen wurde erneut eine Zeremonie gehalten, bei der Blumen abgelegt wurden.
Mithilfe dieser Fahrt konnte man einen Teil der Geschichte Frankreichs live erleben. Wir konnten die deutsch-französische Freundschaft vertiefen und hatten die Chance, einiges über unsere Vergangenheit und die unserer Nachbarn zu lernen, denn je mehr wir über sie wissen, desto besser können wir die Zukunft gestalten.