Hoher Besuch am GSG Lebach: Am Freitag, den 16.06.2017, besuchte Herr Joram Oppenheimer aus Berlin den Heimatort seiner Vorfahren, da er durch die Homepage des Historischen Vereins Lebach auf die Stolpersteinaktion aufmerksam geworden war. Durch die Zusammenarbeit einer AG des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Lebach mit dem Adolf-Bender-Zentrum in St Wendel war es am 29.08.2013 zur Verlegung von 13 Stolpersteinen gekommen. Herr Oppenheimer sagte, dass er sich sehr geehrt fühle, dass in Lebach Stolpersteine in Gedenken an seine Familie verlegt worden sind. Er misst ihnen eine große Bedeutung bei, da sie Zeugnis geben für das jüdische Leben in der Stadt.
Herr Lothar Schmidt vom Historischen Verein lud Herrn Oppenheimer nach Lebach ein. Frau Bayer unterstützte ihn.
Herr Oppenheimer wurde 1960 in Haifa geboren. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Sein Vater Heinz war im Jahr 1913 in Lebach zur Welt gekommen. Er flüchtete 1935, nach der Saarabstimmung, in die Stadt Haifa im damaligen Palästina. Für ihn war das Leben in der Heimat gefährlich geworden, da er sich politisch in der Status-Quo-Bewegung betätigt hatte. Die Großeltern von Joram, Alfred und Amalie Oppenheimer, betrieben in Lebach seit 1912 das Geschäft S. Neumark, in dem vor allem Damen- und Herrenbekleidung sowie Stoffe und Schuhe verkauft wurden. Die Familie war angesehen und in das gesellschaftliche Leben Lebachs integriert. Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und vor allem nach der Saarabstimmung wurden die Geschäftsleute und ihre im Jahr 1920 in Lebach geborene Tochter Margot zunehmend diskriminiert, verfolgt und drangsaliert. Sie verließen 1937 Lebach. 1942 wurden sie von Düren aus in den Osten deportiert und ermordet.
Der Gast wurde am Geschwister-Scholl-Gymnasium durch die Schulleiterin und Lehrerinnen und Lehrer sehr herzlich begrüßt. Es kam zu einem spannenden Gespräch zwischen ihm und einer Schülergruppe, dem die Schulleiterin, Herr Schützeck von der Evangelischen Kirche sowie Lehrerinnen des GSG folgten. Saskia Schwed, eine Teilnehmerin der AG Stolpersteine, konnte ebenfalls zu der Begegnung mit Joram Oppenheimer kommen. Sie betonte rückblickend, dass sie nicht damit gerechnet habe, dass die AG sie emotional so tief berühren würde. Nie vergessen werde sie, was sie in Hadamar gesehen und erfahren hat und es ihren Nachkommen weitererzählen.
Der Vater von Joram Oppenheimer hat wenig vom Schicksal der Familie erzählt. Nur eine Erfahrung aus der Zeit der Verfolgung in Lebach und im Saarland teilte er dem Sohn mit: Er war sehr enttäuscht, dass kein Freund zu ihm gehalten hat.
Joram Oppenheimer wollte Näheres über seine Familie erfahren. Im Rathaus war ihm am 14.06. 2017 ein herzlicher Empfang bereitet worden. Der Bürgermeister, Bedienstete des Rathauses, Mitglieder des Historischen Vereins mit dem Vorsitzenden, die Schulleiterin mit dem Stellvertreter und Lehrerinnen und Lehrer des Geschwister-Scholl-Gymnasiums sowie Lebacher Bürger waren dabei. Der Gast wurde dann zu den beiden Standorten der Kaufhäuser seiner Familie sowie zu dem Platz geführt, an dem sich die Villa Oppenheimer befand. Viele seiner Fragen konnten beantwortet werden. Am 15. Juni besuchte er die Synagoge in Saarbrücken und das Haus, in dem seine Verwandten von 1937 bis 1939 gewohnt hatten. Auch der jüdische Friedhof in Diefflen wurde aufgesucht und am Freitag die Gedenktafel an die jüdische Synagoge in Hüttersdorf.
Bei dem Gespräch mit den Schülern gab Joram Oppenheimer an, dass er sehr ergriffen war, die Stolpersteine für seine Familie zu sehen und auch davon, dass sein Vater einen Stein erhalten hat. Dieser hatte zwar überlebt, aber er war vertrieben worden und musste sich in Haifa eine neue Existenz aufbauen. Dies war ungeheuer schwer, da er nicht Hebräisch sprach und sich in das fremde Land integrieren musste. Ähnlich erging bzw. ergeht es den vielen Einwanderern, die im Laufe der Jahrzehnte nach Palästina bzw. Israel kamen oder kommen, weil sie in der Heimat verfolgt wurden (z. B. Russen, Polen und andere Osteuropäer, Deutsche, Nordafrikaner, Iraker und zurzeit Äthiopier und Juden aus der Ost-Ukraine). Die Integration der oft sehr armen Einwanderer ist eine große Aufgabe für Israel. Der Staat unternimmt auch große Anstrengungen, jedem Israeli eine gute Ausbildung zu vermitteln.
Joram Oppenheimer arbeitet zurzeit in Berlin im Auftrag der wohltätigen israelischen Organisation Keren-Hayesod, die z.B. bei der Integration von Einwanderern hilft. Zuvor war er in der israelischen Botschaft in Berlin tätig gewesen. Er hat Politk und Geschichte in Haifa und München studiert und in der IT- und High-Tech-Branche gearbeitet. Davon erzählte er auch den Schülern.
Für Joram Oppenheimer sind die Begegnungen und der Austausch mit anderen Menschen sehr wichtig, denn man kann dann Vorurteile abbauen und Verständnis füreinander entwickeln. Er richtet seinen Blick in die Zukunft.
Am Ende seines Besuches wurde er gefragt, was ihm besonders gefallen hat. Er antwortete: das Gespräch mit den Schülern. Gerne würde er im nächsten Jahr wiederkommen, um mit Schülern zu diskutieren.