GSG gegen Rechts: Aussteiger konfrontiert Schüler des GSG mit der Wahrheit über Rechtsradikalismus

Manuel Bauer leitete die "Wehrsportgruppe Racheakt" und gründete den "Bund Arischer Kämpfer": Bis vor fünf Jahren war er in Sachsen ein gefürchteter Neonazi, der Feiern aufmischte und Ausländer zusammenschlug – bis ihn seine Kameraden fallen ließen. Freunde fand er unter seinen früheren Feinden.
In einem Wokshop sprach er vor Schülerinnen der Klassenstufe 10 und 11 darüber.
Die Veranstaltung wurde angeboten im Rahmen der interkulturellen Woche in Zusammenarbeit mit dem Jugendbüro „Jupp“ der Gemeinde Schmelz.
Eindrucksvoll schockierend und gnadenlos ehrlich schilderte Manuel Bauer seine eigene Lebensgeschichte, angefangen von seinem Einstieg mit 13 Jahren in die rechtsradikale Szene, über seine politische „Karriere“ bis hin zu seinem Ausstieg. Schonungslos gab er Auskunft über seine kriminelle Laufbahn, die geprägt war von einem klaren Feindbild und Hass auf alles, was nicht „Deutsch“ ist – angefangen von Menschen über Sprache bis hin zu Essen und Getränken.
Dabei entspricht die Gruppe der Neonazis heute nicht mehr dem herkömmlichen Bild mit Springerstiefeln, Bomberjacke und Glatze. Vielmehr ist das Auftreten und das Anwerben bzw. Rekrutieren von Mitgliedern inzwischen viel subtiler: „Die Gewalt ist geblieben, nur das Äußere hat sich geändert“,  so Manuel Bauer.
Bauer demonstrierte, welch enorme Rolle dabei die Musik spielt, ebenso Videoclips, inszenierte Veranstaltungen und verschlüsselte Symbole in Zeitschriften, auf Kleidung, aber auch Kosmetika und sogar Spielzeug sind gekennzeichnet. So versucht die Szene, bereits Kinder mit der rechtsradikalen Ideologie, d.h. mit Ausländerhass zu infiltrieren. Neu war für die Schüler wohl auch die Information, dass ganz große wirtschaftliche Interessen hinter dieser Kampagne stecken.   Manuel Bauer warnte die Jugendlichen eindringlich vor den versteckten Botschaften, die sie in den braunen Sumpf hineinziehen wollen. „Ich fand es gut, dass wir vor Augen geführt bekamen, wie Neonazis uns heute im Alltag begegnen“, meinte ein Schüler.
Als Bauer erkennen musste, dass sein ganzes Leben bis dahin nur eine einzige Lüge gewesen war – denn der Einzelne zählt nichts, nur die Bewegung -, begann für ihn der schmerzvolle Weg in ein „normales Leben“, mit Hilfe der Aussteigeorganisation Exit – schmerzvoll von daher, dass er sich bewusst wurde und jeden Tag neu bewusst ist, wie viel Leid er Menschen grundlos angetan hat. Die Scham und die Schuld, die er dabei empfindet, kann ihm niemand nehmen.
Er ist aber dankbar  dass die Gesellschaft ihm die Chance gegeben hat, wieder zur Menschlichkeit zurückzufinden. Indem er  in Veranstaltungen, wie denen am Geschwister-Scholl-Gymnasium, Rede und Antwort steht,  Aufklärungsarbeit leistet und Hintergründe aufdeckt  – eben öffentlich gegen „Rechts“ kämpft, versucht er, etwas zurückzugeben an Menschlichkeit.  Den Preis, den er selbst bezahlt, ist, dass er ständig der Bedrohung durch die rechtsradikale Szene ausgesetzt ist und seit seinem Ausstieg versteckt leben muss.
„Die  Tragweite des Themas und die äußerst  positiven Rückmeldungen der Schüler, zeigen, wie wichtig es ist, dass wir darüber an unseren Schulen informieren und Präventionsarbeit leisten“, so Frau Berwanger-Jochum, Schulseelsorgerin am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Lebach.

Schülermeinungen:
Ich finde das Schicksal von Manuel Bauer sehr beeindruckend und habe Respekt vor dem Ausstieg, den er gewagt hat. In jedem Fall empfehle ich den Vortrag weiter, da er Schülern eine andere Perspektive auf die rechtsradikale Szene bietet. (Nicolas)
Der Einblick in die Denkweise der Neonazis und auch die Strukturen waren sehr gut dargestellt. Außerdem fand ich gut, wie geschildert wurde, wie die Organisation an Geld kommt. (Robin)
Ich fand den Vortag sehr interessant und informativ. Teilweise waren die Erzählungen krass und schockierend. Es wurde vieles berichtet, was ich vorher nicht wusste oder mir so nicht vorgestellt hatte. Ich habe großen Respekt vor Herrn Bauer, dass er so offen von seinen persönlichen Erfahrungen bis hin zu seinen Straftaten erzählt hat. (Lena)
In meinen Augen ist es sehr wichtig, dass man solche Informationen „aus erster Hand“ bekommt – vor allem über die Denk- und Vorgehensweise von Neonazis. Es hat mich teilweise erschreckt, wie nah dieses Thema steht. Es war beeindruckend, jemand zuzuhören, der alles so hautnah erlebt hat, den Ausstieg geschafft hat sein Wissen an Jüngere weitergibt. (Ann-Kathrin)
Das Thema wurde uns von Herrn Bauer spannend und mitreißend vermittelt. Ich persönlich hätte nie gedacht, dass die Neonazis sich so ein großes Netz in ganz Deutschland aufgebaut haben, emotionslos Gewalttaten ausüben und dabei auch Kinder „nicht-arischer“ Familien grundlos attackieren. (Franziska)
Es war ein sehr gut gestalteter und sehr authentischer Vortrag. Ich bewundere das Engagement von Herrn Bauer, dass er sich so offensiv gegen die Rechte Szene stellt und seine Geschichte frei und unverblümt vor Fremden vorträgt, deren Reaktion er nicht kennt. Zudem finde ich es bewundernswert, dass er sich so stark für die Präventionsarbeit von Jugendlichen einsetzt. (Clemens)