Geschwister Scholl – unsere Namensgeber

Die Weiße Rose

An der Münchner Universität findet sich im Frühjahr 1943 um Hans Scholl und Alexander Schmorell eine Gruppe von Studenten zusammen, die sich der totalen Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus entziehen und ihre geistige Unabhängigkeit bewahren.
Unter dem Eindruck der sinnlosen Leiden und Opfer des Krieges gegen die Sowjetunion rufen sie mit Wandparolen und Flugblättern zum passiven Widerstand gegen Hitlers verbrecherische Kriegsführung auf.
Nach der Niederlage von Stalingrad werfen Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 Hunderte von Flugblättern in den Lichthof der Universität. Sie werden von einem Hausmeister gestellt, der Gestapo übergeben und wenige Tage später zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Das Elternhaus der Geschwister Scholl

Es war eine bildungsbürgerliche Welt, in die Hans (geb. am 22. 9. 1918) und Sophie Scholl (geb. am 9. 5. 1921) und drei weitere Geschwister hineingeboren wurden, in Ingersheim an der Jagst bzw. Forchtenberg am Kocher, wo Vater Robert Bürgermeister war. Die Beschäftigung mit Literatur, Kunst und Musik bildete einen selbstverständlichen Teil des Lebens. Dabei war das Elternhaus keineswegs unpolitisch. Schon zu Beginn des 1. Weltkriegs hatte sich der Vater gegen die allgemeine Kriegsbegeisterung gewandt, nach dem Kriege akzeptierte er – im Gegensatz zu vielen Bürgerlichen – die neue Republik. Seine liberale Überzeugung praktizierte er auch in der Erziehung, wo Selbständigkeit, eigenes Urteil, Entscheidungsfreiheit Maximen für die Entwicklung der Kinder waren. Die Mutter Magdalene, geb. Müller, eine ehemalige Diakonissenschwester, dem praktischen Leben zugewandt, steuerte die soziale Orientierung bei. 1930 wurde Vater Robert, offenbar wegen seiner liberalen Haltung, als Bürgermeister von Forchtenberg nicht wiedergewählt, die Familie zog nach Ludwigsburg, 1932 nach Ulm; der Vater machte sich als Steuer- und Wirtschaftsberater selbständig.

Im Bann des Nationalsozialismus

In Ulm erlebte die Familie die Machtergreifung der Nazis. Während der Vater mit Bestürzung reagierte („Glaubt ihnen [den Nazis“] nicht, sie sind Wölfe und Bärentreiber, und sie missbrauchen das deutsche Volk schrecklich!“) und Hitler mit dem Rattenfänger von Hameln verglich, ließen sich die Kinder zunächst von dem Neuen in den Bann ziehen und traten nacheinander den NS-Jugendorganisationen bei. Es war das Gemeinschafts- und Naturerlebnis in den Gruppen, die patriotische Begeisterung, die sie zunächst manches andere übersehen ließen.

Der Bruch mit dem System

Erste Zweifel kamen bei Sophie auf, als sie die Judendiskriminierung bewusst wahrnahm und sich aus Gerechtigkeitsgefühl weigerte, die Beziehung zu einer jüdischen Mitschülerin abzubrechen. Für ihren älteren Bruder Hans waren es mehrere Schritte, die die Entfremdung zum System markierten: das Verbot, von seinen Führern ausgesprochen, russische Volkslieder auf der Gitarre zu spielen und den jüdischen Autor Stefan Zweig zu lesen, der stupide Drill, den er etwa auf dem Nürnberger Parteitag 1936 erlebte und von dem er zunehmend erkannte, dass es ein Mittel zur Entpersönlichung des einzelnen war. Zum offenen Bruch kam es, als Hans mit einem seiner Führer über die Gestaltung einer Fahne in Streit geriet und ein junger Lehrer seiner Schule ins KZ eingeliefert wurde. Hans suchte nun Kontakt zu den Mitgliedern der inzwischen verbotenen „Deutschen Jungenschaft“, einer Jugendgruppe, die im Gegensatz zu vielen anderen rein naturromantisch orientierten Gruppen der Weimarer Zeit auch starke kulturelle und sozialkritische Ambitionen hatte. Sophie und die anderen Geschwister beteiligten sich zwar kaum an dieser Gruppenarbeit, wurden aber stark über ihren Bruder beeinflusst – was auch bei Sophie dann zum Bruch mit ihrer bisherigen Jugendgruppe führte. In einer Nacht- und Nebelaktion holte die Gestapo im November 1937 zum Schlag gegen diese Jungenschaft aus, vier der Scholl-Geschwister kamen vorübergehend ins Gefängnis, Sophie für wenige Stunden, Inge und Werner für acht Tage, Hans für fünf Wochen, wobei es für ihn nur durch die Fürsprache seines militärischen Vorgesetzten – Hans war nach dem Abitur an der Oberrealschule in Ulm inzwischen Soldat – so glimpflich endete.  

Die Gründung einer Widerstandsgruppe

Im Frühjahr 1939 konnte Hans als Mitglied einer Studentenkompanie mit dem Medizinstudium in München beginnen, im Sommer 1940 machte er als Sanitätsfeldwebel den Frankreichfeldzug mit, von Juli bis Oktober 1942 war er zum Sanitätsdienst an der Ostfront abgestellt. Es waren diese Kriegserfahrungen, besonders der Vernichtungsfeldzug von SS und Teilen der Wehrmacht im Osten, die ihm vollends die Augen über das NS-System öffneten. Kaum weniger bedeutsam war aber auch der Freundeskreis, den er in München kennen lernte: u. a. die Mitstudenten Christoph Probst, Alexander Schmorell, der Saarländer Willi Graf, Traute Lafrenz, der Musikwissenschaftler und Philosophieprofessor Kurt Huber, der Architekt Eickemeyer, der Buchhändler Söhngen. Man traf sich in Weinstuben, Cafés, zu Hause, im Atelier Eickemeyer und suchte in Büchern und Gesprächen nach Orientierung. Dabei waren die Bücher, die sie interessierten, kaum in Buchläden zu kaufen oder in Bibliotheken auszuleihen. Sie fanden sie im Antiquariat oder auch unter dem Ladentisch von Söhngen. Besonders wichtig wurden die Franzosen des sog. „Renouveau Catholique“: Paul Claudel, der in seinem „Seidenen Schuh“ allen Völkern, Rassen und Hautfarben gleichen Wert zuerkennt, Bernanos, Maritain, Bloy, die eine Erneuerung des Glaubens von den Ursprüngen her anstrebten. Aber auch persönliche Kontakte zu kritischen Philosophen wie Alfred von Martin, Josef Furtmeier, Theodor Haecker und andererseits die Lektüre von Autoren der Vergangenheit wie Dostojewski, Kierkegaard, Thomas von Aquin und Augustinus spielten eine Rolle. All dies führte die jungen Leute in Richtung eines gelebten Christentums und einer freiheitlichen Staatsauffassung, mit Sicherung der Rechte des einzelnen, mit Gewaltenteilung als Grundprinzip der Verfassungskonstruktion, die in so offenem Widerspruch zu den tatsächlichen Verhältnissen stand. Und der Gedanke, Widerstand leisten zu müssen, wurde immer drängender. Als Hans im Frühjahr 1942 in hektographierter Form Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen zugeschickt bekam (in denen dieser die Gewaltmaßnahmen gegen die Kirche geißelte und das Euthanasieprogramm der Nazis scharf verurteilte), war für ihn die Form des Widerstands gefunden: in Flugblättern musste man sich an die Bevölkerung wenden, sie aufklären und wachrütteln.

Sophies Weg in den Widerstand

Auch Sophie beschäftigte sich in dieser Zeit, kurz vor und nach dem Abitur, intensiv mit philosophischen und theologischen Fragen und fand ähnlich wie ihr Bruder zu einem sehr persönlich gestimmten Christentum. Die Freundschaft mit dem vier Jahre älteren Berufsoffizier Fritz Hartnagel, der zwar auch in Distanz zum NS-System stand, im übrigen aber alles Militärische sehr unkritisch sah, war für sie eine ständige Herausforderung. In der Hoffnung, dem Reichsarbeitsdienst zu entgehen, leistete Sophie nach dem Abitur im Frühjahr 1940 eine Kindergärtnerinnenausbildung ab; dennoch wurde sie 1941 dienstverpflichtet und anschließend noch zum Kriegshilfsdienst herangezogen. Erst im Mai 1942 konnte sie ihr Studium (Philosophie und Biologie) an der Universität München beginnen. Ihr Bruder Hans machte sie mit seinem Freundeskreis bekannt, und Sophie beteiligte sich, sobald das erste Flugblatt der „Weißen Rose“ erschienen und sie in die Widerstandstätigkeit eingeweiht war, ohne Einschränkung an den Aktivitäten der Gruppe.

Die Flugblätter

Das erste Flugblatt stimmt in seinem Eingangssatz bereits den Grundtenor aller künftigen Ausführungen an: „Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique regieren zu lassen.“ Kultur- und staatsphilosophische Überlegungen spielen eine große Rolle, auch in den folgenden Flugblättern. Aber zunehmend werden auch konkrete Sachverhalte angesprochen: im zweiten die Ermordung der Juden und Polen, im dritten wird – selbst für manche der Gruppe nur schwer nachvollziehbar – zur Sabotage als wichtigem Mittel des Widerstandes aufgerufen, im fünften werden erste Zukunftsvorstellungen entwickelt: Beseitigung von Imperialismus und preußischem Militarismus, föderalistische Neuordnung Deutschlands und Europas … Der Name „Weiße Rose“, unter dem die Flugblätter erschienen, war nach den Ausführungen Hans Scholls vor dem Volksgerichtshof eher zufällig gewählt, und zwar nach dem gleichnamigen Roman B. Travens. Neben der Herstellung dieser Flugblätter, die verteilt, per Post verschickt, auf gefahrvolle Weise durch Kuriere u. a. nach Frankfurt, Berlin, Freiburg, Saarbrücken, Salzburg und Wien gebracht wurden, über den Widerständler Helmuth James Graf von Moltke gelangte sogar ein Exemplar nach England, beschrieben die Widerständler auch Münchner Mauern mit Parolen
(„Freiheit“, „Nieder mit Hitler“) und versuchten, Kontakt zu anderen Widerstandskreisen herzustellen, auch Widerstandskreisen ganz anderer gesellschaftlicher Couleur. Der wichtigste Versuch in dieser Richtung war ein Treffen von Hans Scholl und Alexander Schmorell in Chemnitz mit Falk von Harnack, dem Bruder des damals bereits inhaftierten Mitglieds der „Roten Kapelle“, Arvid von Harnack.

Weitere Erfahrungen mit dem System

Eine Unterbrechung erfuhr die Tätigkeit der Gruppe durch die schon genannte Einberufung von Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf zum Sanitätsdienst in Russland. Sophie war während dieser Zeit zu Hause, wo sie in einem Rüstungsbetrieb eingesetzt war und die menschenunwürdige Behandlung der Zwangsarbeiter mit eigenen Augen sah; von einer Diakonissin aus Schwäbisch-Hall, die bei der Mutter zu Besuch war, erfuhr sie zur selben Zeit, dass das Euthanasieprogramm der Nazis noch immer weiterlief. Anfang August 1942 stand auch ihr Vater vor Gericht, weil er unvorsichtigerweise vor einer Angestellten Hitler als „Gottesgeißel“ bezeichnet hatte – alles Eindrücke, die auch bei Sophie letzte Zweifel an der Berechtigung und der Notwendigkeit des Widerstandes ausräumten.

Das Ende

Hans, Sophie, wie alle Mitglieder der Gruppe, waren sich der Gefahr, in der sie schwebten, jederzeit bewusst. Am 18.2.1943 legten Hans und Sophie vor dem Ende einer Vorlesung Flugblätter in den Gängen der Universität aus und warfen den Rest vom obersten Stockwerk in die Eingangshalle. Sie wurden dabei vom Hausmeister beobachtet, inmitten der Studenten, die die Vorlesungsräume verließen, festgehalten und zunächst dem Universitätsrektor, dann der Gestapo übergeben. Als nach Tag- und Nachtverhören und der Durchsuchung ihrer Wohnung ein Leugnen nicht mehr möglich war, versuchten beide, möglichst alle Schuld allein auf sich zu nehmen, um so ihre Freunde zu entlasten. Die schon vier Tage nach der Verhaftung anberaumte Gerichtsverhandlung vor dem Volksgerichtshof – sie wurde von dem berüchtigten Roland Freisler geleitet – war reine Farce. Nach kurzer Verhandlung wurden beide zusammen mit Christoph Probst (der wenige Wochen zuvor Vater eines dritten Kindes geworden war) zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag durch das Fallbeil hingerichtet. Das selbe Schicksal ereilte in den folgenden Monaten viele ihrer Freunde, u.a. Alexander Schmorell, Professor Huber und Willi Graf.

Die Bedeutung des Widerstandes

Die letzten Aufzeichnungen Sophies lauten: „So ein herrlicher, sonniger Tag, und ich soll gehen. Aber wie viele müssen heutzutage auf den Schlachtfeldern sterben, wie viel junges, hoffnungsvolles Leben… Was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden.“ Sophies Hoffnungen haben sich damals nicht erfüllt. Weder aktiver noch passiver Widerstand der Deutschen brach das NS-System, sondern der Sieg der Alliierten. Dennoch war der Widerstand nicht vergeblich. Ohne ihn (und den Widerstand anderer) hätte es kein moralisches Fundament für den Neuanfang in Deutschland gegeben, kein Fundament für die Neuordnung der Beziehungen zu den Nachbarstaaten. Ohne ihn wäre die deutsche Geschichte an Vorbildern ärmer.
Bernhard Planz
erstmals veröffentlicht im März 1993 in Ausgabe 1 von SIGNUM, der Schulzeitung des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Lebach

Frau Knoop-Graf, die Schwester von Willi Graf, am GSG

Vortrag von Frau Knoop-Graf am GSG (Bericht von Julia Krämer)
Am 13.05.2009 besuchte Frau Anneliese Knoop-Graf, die kleine Schwester Willi Grafs, die zehnte Klassenstufe des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Lebach, um von ihren Erfahrungen aus der NS-Zeit und dem Leben ihres Bruders – einem aktiven Mitglied der Widerstandsbewegung “Weiße Rose” – zu berichten. Nicht nur der Name unserer Schule, sondern auch der Lehrplan der zehnten Klasse boten einen sehr guten Anlass für diesen Vortrag. Von Anfang an beeindruckte der klar strukturierte und sehr gefasste Vortrag der mittlerweile 87-jährigen Anneliese Knoop-Graf, in dem man vieles über das Wesen ihres Bruders erfuhr. Sie beschrieb ihn als intelligenten, mutigen jungen Mann, der sich schon früh öffentlich gegen das Nationalsozialistische Regime Aussprach, damit sogar sein Abitur gefährdete. Nach seinem Sanitätsdienst an der Ostfront des Krieges kam er nach München, wo er während des Studiums auch Hans und Sophie Scholl kennen lernte. Weiterhin erzählte sie aber auch von ihren persönlichen Erfahrungen und wie über viele Briefe und später Willi Grafs ausdrücklichen Wunsch, Anneliese bei sich zu haben, ein enges Verhältnis zwischen den beiden Geschwistern entstand. Als sich Frau Knoop-Grafs Vortrag ihrer Zeit im Gefängnis und Willi Grafs Tod näherte, wurde es sehr still, denn man konnte aus ihrem lebendigen Erzählen heraus mitfühlen, wie es für ihre Familie gewesen sein muss, nicht mehr zu wissen, was mit Willi und Anneliese geschieht, bei jedem kurzen Treffen mit Willi Graf zu hoffen, dass es nicht das letzte war. Nachdem Frau Knoop-Graf Willi Grafs Abschiedsbrief mit der Bitte, dass sie sein “Werk” weiterführen soll, vorgelesen hatte, durften noch Fragen gestellt werden. Abschließend bleibt zu sagen, dass der Vortrag sehr interessant war und weitere neue Fakten, vor allem aber die Gefühle der Menschen  in der NS-Zeit sehr gut widergespiegelt hat. Eindrücke und Meinungen von Schülerinnen und Schülern Die Person von Frau Knoop-Graf hat mich als Ganzes sehr beeindruckt. Sehr ruhig und gefasst schilderte sie die Geschehnisse jener Tage. Auch nach über 50 Jahren wurden die Ideale ihres Bruders durch ihre Erzählung lebendig. Auch die vielen kleinen Erinnerungen, die sie mit Genauigkeit erzählte, waren sehr beeindruckend.
(Laura Schäfer) Die Informationen, die ich von Frau Knoop-Graf aus erster Hand bekommen habe, lassen sich keinesfalls mit dem durch die Schule angeeignetem Wissen vergleichen. Sie lassen einen vollkommen neuen, einzigartigen Blick auf die Vergangenheit zu.
Ich rechne dieser Veranstaltung eine überwältigende Wichtigkeit zu und hoffe, es ist noch vielen anderen Menschen vergönnt, einen solch informativen und zugleich rührenden Vortrag einer starken Zeitzeugin zu genießen.
(Anna Gerard)

Ich denke, dass die Möglichkeit, mit einer Zeitzeugin zu sprechen, sehr wichtig für alle Schüler ist. Da es nur wenig Menschen gibt, die den Nationalsozialismus noch erlebten und Frau Knoop-Graf die einzige Frau ist, die Willi Graf und Hans und Sophie Scholl noch wirklich kannte, war dieser Vortrag eine einzigartige Chance für die Schüler. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, von der Zeit des Nationalsozialismus aus der Perspektive eines Zeitzeugen zu erfahren.
(Maxie Sehn)

Ich habe zwar gewusst, dass das Leben während des Krieges wohl sehr schwer gewesen sein muss und dass Widerstand zu leisten nicht ganz einfach, sicher auch nicht ungefährlich und meistens riskant war. Dies aber von einer Zeitzeugin geschildert zu bekommen, ist wieder etwas ganz anderes als wenn man es im Unterricht bespricht oder in einem Geschichtsbuch liest.
(Daphne Hahn)

Frau Knoop-Graf vermittelte Gefühle, die Texte nicht einbinden können. Dazu gehören auch die Informationen darüber, wie mit den Leuten umgegangen wurde, die sich gegen Hitler stellten.
(Marius Fries) Ich habe von Frau Knoop-Graf über viele Geschehnisse aus der damaligen Zeit, die auch mit unserer Gegend verknüpft waren, erfahren. Als sie vom Leben ihres Bruders und den anderen Mitgliedern der Weißen Rose erzählte, fesselte es einen und man spürte, was diese Menschen Großes geleistet haben.
(Sebastian Feit)

Es ist wichtig, dass man diese Zeit von Augenzeugen berichtet bekommt. Es ist anders als einfach in Geschichtsbüchern darüber zu lesen. Man hat etwas über das Leben der Menschen erfahren und nicht nur geschichtliche Daten. Man muss an diese Zeit erinnern, sonst kommt sie in Vergessenheit und passiert vielleicht wieder.
(Niklas König)

Ich habe private Einblicke in das Leben von Willi Graf und seiner Schwester bekommen, welche ich im Internet oder in Büchern niemals finden würde.
(Lisa Hoffmann)

Besonders beeindruckt hat mich die Stärke von Frau Knoop-Graf. Sie erzählte vom Tod ihres Bruders und ihrem Leidensweg. Andere Menschen könnten darüber nicht so leicht sprechen. Außerdem ist sie trotz ihres Altes erstaunlich fit und kann in genauen Details erzählen. Ihre Willensstärke und ihr Wunsch, das Vermächtnis weiter zu tragen, haben mich beeindruckt.
(Lena Schirra)

Neu war für mich, dass Frau Knoop-Graf selbst im Gefängnis saß, oder auch die Tatsache, dass die zum Tode Verurteilten nicht wussten, wann sie sterben werden und die Familien  nicht über den Tod ihres Angehörigen unterrichtet wurden.
(Katharina Weiler)

Ich finde, diese Veranstaltung war eine sehr wichtige Erfahrung und sehr interessant, da
es in der heutigen zeit nur noch sehr wenige Zeitzeugen gibt und es eine Ehre ist, so jemandem zu begegnen.
(Kathrin Schmidt)


Pressemitteilung Geschwister-Scholl-Gymnasium, 15.5.2009:
Zeitzeugin am Geschwister-Scholl-Gymnasium
Mit Anneliese Knoop-Graf konnte der stellvertretende Schulleiter Stefan Schmitt eine der letzten Zeitzeuginnen des aktiven Widerstandes gegen das NS-Regime am Geschwister-Scholl-Gymnasium begrüßen. Es war bereits ihr dritter Besuch an dieser Schule, deren Name für den Widerstand der „Weißen Rose“ steht, der Willi Graf als ältester Bruder der Zeitzeugin angehörte.
Eindrucksvoll berichtete die 87-Jährige von ihrem streng katholischen Elternhaus und den Gründen, die ihren Bruder Willi dazu bewegten, sich dem Kreis um Hans und Sophie Scholl anzuschließen. Die Flugblattaktionen gegen die Nazis brachten schließlich allen Beteiligten Verfolgung, Inhaftierung und Tod ein. Auch die unbeteiligte Schwester Anneliese wurde verhaftet und wochenlang verhört. Von der Hinrichtung Willi Grafs erfuhren die Angehörigen nur durch Umwege. Erst nach dem Krieg konnte man über die Ereignisse offen sprechen und Kontakt mit den Angehörigen der anderen Opfer suchen.
Nach dem einstündigen Vortrag in den Räumen der VHS hatten die gebannt lauschenden Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 Gelegenheit, Fragen zu stellen, die nur so sprudelten: Lohnte sich das Sterben Ihres Bruders? Wann hatte man zuletzt Kontakt zu ihm, konnte sich die Familie verabschieden? Wie hat die Familie damals seine Taten bewertet? Wie weit wurden die Flugblätter tatsächlich wahrgenommen und was erhoffte sich die Gruppe der „Weißen Rose“ davon?
Frau Knoop-Graf blieb keine Antwort schuldig und gab ausführlich Auskunft, denn das Vermächtnis ihres Bruders Willi war und ist ihr, wie sie immer wieder hervorhob, Lebensaufgabe. Davon konnten sich alle Zuhörer überzeugen und dem Verständnis dieser Epoche ein Stück näher rücken.