Besuch von Anneliese Knoop-Graf am GSG (13. Mai 2009)
Am 13.05.2009 besuchte Frau Anneliese Knoop-Graf, die kleine Schwester Willi Grafs, die zehnte Klassenstufe des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Lebach, um von ihren Erfahrungen aus der NS-Zeit und dem Leben ihres Bruders – einem aktiven Mitglied der Widerstandsbewegung “Weiße Rose” – zu berichten. Nicht nur der Name unserer Schule, sondern auch der Lehrplan der zehnten Klasse boten einen sehr guten Anlass für diesen Vortrag. Von Anfang an beeindruckte der klar strukturierte und sehr gefasste Vortrag der mittlerweile 87-jährigen Anneliese Knoop-Graf, in dem man vieles über das Wesen ihres Bruders erfuhr. Sie beschrieb ihn als intelligenten, mutigen jungen Mann, der sich schon früh öffentlich gegen das Nationalsozialistische Regime Aussprach, damit sogar sein Abitur gefährdete. Nach seinem Sanitätsdienst an der Ostfront des Krieges kam er nach München, wo er während des Studiums auch Hans und Sophie Scholl kennen lernte. Weiterhin erzählte sie aber auch von ihren persönlichen Erfahrungen und wie über viele Briefe und später Willi Grafs ausdrücklichen Wunsch, Anneliese bei sich zu haben, ein enges Verhältnis zwischen den beiden Geschwistern entstand. Als sich Frau Knoop-Grafs Vortrag ihrer Zeit im Gefängnis und Willi Grafs Tod näherte, wurde es sehr still, denn man konnte aus ihrem lebendigen Erzählen heraus mitfühlen, wie es für ihre Familie gewesen sein muss, nicht mehr zu wissen, was mit Willi und Anneliese geschieht, bei jedem kurzen Treffen mit Willi Graf zu hoffen, dass es nicht das letzte war. Nachdem Frau Knoop-Graf Willi Grafs Abschiedsbrief mit der Bitte, dass sie sein “Werk” weiterführen soll, vorgelesen hatte, durften noch Fragen gestellt werden. Abschließend bleibt zu sagen, dass der Vortrag sehr interessant war und weitere neue Fakten, vor allem aber die Gefühle der Menschen in der NS-Zeit sehr gut widergespiegelt hat. Eindrücke und Meinungen von Schülerinnen und Schülern Die Person von Frau Knoop-Graf hat mich als Ganzes sehr beeindruckt. Sehr ruhig und gefasst schilderte sie die Geschehnisse jener Tage. Auch nach über 50 Jahren wurden die Ideale ihres Bruders durch ihre Erzählung lebendig. Auch die vielen kleinen Erinnerungen, die sie mit Genauigkeit erzählte, waren sehr beeindruckend.
(Laura Schäfer) Die Informationen, die ich von Frau Knoop-Graf aus erster Hand bekommen habe, lassen sich keinesfalls mit dem durch die Schule angeeignetem Wissen vergleichen. Sie lassen einen vollkommen neuen, einzigartigen Blick auf die Vergangenheit zu.
Ich rechne dieser Veranstaltung eine überwältigende Wichtigkeit zu und hoffe, es ist noch vielen anderen Menschen vergönnt, einen solch informativen und zugleich rührenden Vortrag einer starken Zeitzeugin zu genießen.
(Anna Gerard)
Ich denke, dass die Möglichkeit, mit einer Zeitzeugin zu sprechen, sehr wichtig für alle Schüler ist. Da es nur wenig Menschen gibt, die den Nationalsozialismus noch erlebten und Frau Knoop-Graf die einzige Frau ist, die Willi Graf und Hans und Sophie Scholl noch wirklich kannte, war dieser Vortrag eine einzigartige Chance für die Schüler. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, von der Zeit des Nationalsozialismus aus der Perspektive eines Zeitzeugen zu erfahren.
(Maxie Sehn)
Ich habe zwar gewusst, dass das Leben während des Krieges wohl sehr schwer gewesen sein muss und dass Widerstand zu leisten nicht ganz einfach, sicher auch nicht ungefährlich und meistens riskant war. Dies aber von einer Zeitzeugin geschildert zu bekommen, ist wieder etwas ganz anderes als wenn man es im Unterricht bespricht oder in einem Geschichtsbuch liest.
(Daphne Hahn)
Frau Knoop-Graf vermittelte Gefühle, die Texte nicht einbinden können. Dazu gehören auch die Informationen darüber, wie mit den Leuten umgegangen wurde, die sich gegen Hitler stellten.
(Marius Fries) Ich habe von Frau Knoop-Graf über viele Geschehnisse aus der damaligen Zeit, die auch mit unserer Gegend verknüpft waren, erfahren. Als sie vom Leben ihres Bruders und den anderen Mitgliedern der Weißen Rose erzählte, fesselte es einen und man spürte, was diese Menschen Großes geleistet haben.
(Sebastian Feit)
Es ist wichtig, dass man diese Zeit von Augenzeugen berichtet bekommt. Es ist anders als einfach in Geschichtsbüchern darüber zu lesen. Man hat etwas über das Leben der Menschen erfahren und nicht nur geschichtliche Daten. Man muss an diese Zeit erinnern, sonst kommt sie in Vergessenheit und passiert vielleicht wieder.
(Niklas König)
Ich habe private Einblicke in das Leben von Willi Graf und seiner Schwester bekommen, welche ich im Internet oder in Büchern niemals finden würde.
(Lisa Hoffmann)
Besonders beeindruckt hat mich die Stärke von Frau Knoop-Graf. Sie erzählte vom Tod ihres Bruders und ihrem Leidensweg. Andere Menschen könnten darüber nicht so leicht sprechen. Außerdem ist sie trotz ihres Altes erstaunlich fit und kann in genauen Details erzählen. Ihre Willensstärke und ihr Wunsch, das Vermächtnis weiter zu tragen, haben mich beeindruckt.
(Lena Schirra)
Neu war für mich, dass Frau Knoop-Graf selbst im Gefängnis saß, oder auch die Tatsache, dass die zum Tode Verurteilten nicht wussten, wann sie sterben werden und die Familien nicht über den Tod ihres Angehörigen unterrichtet wurden.
(Katharina Weiler)
Ich finde, diese Veranstaltung war eine sehr wichtige Erfahrung und sehr interessant, da
es in der heutigen zeit nur noch sehr wenige Zeitzeugen gibt und es eine Ehre ist, so jemandem zu begegnen.
(Kathrin Schmidt)
Pressemitteilung Geschwister-Scholl-Gymnasium, 15.5.2009:
Zeitzeugin am Geschwister-Scholl-Gymnasium
Mit Anneliese Knoop-Graf konnte der stellvertretende Schulleiter Stefan Schmitt eine der letzten Zeitzeuginnen des aktiven Widerstandes gegen das NS-Regime am Geschwister-Scholl-Gymnasium begrüßen. Es war bereits ihr dritter Besuch an dieser Schule, deren Name für den Widerstand der „Weißen Rose“ steht, der Willi Graf als ältester Bruder der Zeitzeugin angehörte.
Eindrucksvoll berichtete die 87-Jährige von ihrem streng katholischen Elternhaus und den Gründen, die ihren Bruder Willi dazu bewegten, sich dem Kreis um Hans und Sophie Scholl anzuschließen. Die Flugblattaktionen gegen die Nazis brachten schließlich allen Beteiligten Verfolgung, Inhaftierung und Tod ein. Auch die unbeteiligte Schwester Anneliese wurde verhaftet und wochenlang verhört. Von der Hinrichtung Willi Grafs erfuhren die Angehörigen nur durch Umwege. Erst nach dem Krieg konnte man über die Ereignisse offen sprechen und Kontakt mit den Angehörigen der anderen Opfer suchen.
Nach dem einstündigen Vortrag in den Räumen der VHS hatten die gebannt lauschenden Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 Gelegenheit, Fragen zu stellen, die nur so sprudelten: Lohnte sich das Sterben Ihres Bruders? Wann hatte man zuletzt Kontakt zu ihm, konnte sich die Familie verabschieden? Wie hat die Familie damals seine Taten bewertet? Wie weit wurden die Flugblätter tatsächlich wahrgenommen und was erhoffte sich die Gruppe der „Weißen Rose“ davon?
Frau Knoop-Graf blieb keine Antwort schuldig und gab ausführlich Auskunft, denn das Vermächtnis ihres Bruders Willi war und ist ihr, wie sie immer wieder hervorhob, Lebensaufgabe. Davon konnten sich alle Zuhörer überzeugen und dem Verständnis dieser Epoche ein Stück näher rücken.